Krisenmanagement in der Schule
Eine Krise zu managen bedeutet, eine klare Leitungs- und Verantwortungsstruktur zu haben, an der sich alle Beteiligten ausrichten. Im Schulkontext ist der/die Schulleiter/in der/die Krisenmanager/in. Es ist jedoch zum Glück ein eher seltenes Ereignis, dass Schulangehörige versterben und dass das während einer Schulveranstaltung geschieht. Daher ist es dringend anzuraten, dass der/die SchulleiterIn eine/n Berater/in engagiert. Diese/r Berater/in hat nicht die Aufgabe, die Krise selbst zu managen, sondern beratend zur Seite zu stehen.
In der Akutsituation ist das oberste Ziel immer, die Sicherheit der Betroffenen zu gewährleisten. Dies geschieht durch:
- eine klare, hierarchische Kommunikationsstruktur und ein funktionierendes Informationsmanagement an alle Beteiligten. Zu den Beteiligten müssen auch die Eltern gerechnet werden.
- Planung und Organisation (Räume, Betreuung ...)
- das Wahrnehmen der individuellen Bedürfnisse
- den richtigen Umgang mit Medien
Wenn eine ganze Schule oder eine Schulklasse betroffen ist, stehen in der Akutsituation nicht Einzelgespräche oder individuelle Begleitungen im Mittelpunkt, sondern die Grundversorgung der Beteiligten: Trinken, Essen, Wärme, sicherer Ort, klare Informationen usw.
Tod eines Schulangehörigen außerhalb einer Schulveranstaltung
Sicherlich gibt es hier viele unterschiedliche Ereignisse, die sich auch ganz unterschiedlich auf die Umgangsweise auswirken. So kann jemand nach langer Krankheit versterben oder ganz plötzlich nach einem Unfall oder Suizid. Bei einer längeren Krankheit beginnt der Trauerprozess schon vor dem Tod eines Menschen, der jedoch oft noch von Hoffnung oder Vermeidung geprägt ist (siehe hier).
Fünf Grundsätze sollten Sie in der Begleitung der SchülerInnen beachten:
- Den SchülerInnen und LehrerInnen muss klar sein: Während der Unterrichtszeit über den Tod und die Trauer zu sprechen, ist kein Unterrichtsthema, das benotet wird. Das kann mit einer veränderten Sitzordnung (Sesselkreis) deutlich gemacht werden.
- Niemand soll zum Sprechen gezwungen werden. Jeder und jede, die etwas sagen möchte, soll auch dran kommen.
- Alles, was gesagt wird, bleibt im Raum. In Sozialen Netzwerken können eigene Gedanken und Gefühle geäußert werden, aber nicht jene der anderen.
- Fragen werden offen und ehrlich beantwortet. Jedoch gibt es nicht auf alle Fragen Antworten. Oder manche Fragen dürfen (z. B. aufgrund des Datenschutzes oder des Wunsches von Angehörigen) nicht beantwortet werden. Das muss auch offen und ehrlich gesagt werden.
- Alle gehen respektvoll miteinander um. Niemand wird ausgelacht oder beleidigt. Auch nicht nach dem Gespräch.
Ein paar konkrete Hinweise noch:
- Der Tod soll nicht verschwiegen werden. Jedoch ist vorab zu klären, welche Informationen gesichert sind und welche weitergegeben werden dürfen. Außerdem sind die SchülerInnen altersadäquat zu informieren.
- Überbringen Sie Todesnachrichten immer zu zweit, niemals allein.
- Planen Sie genügend Zeit ein, um den Reaktionen ausreichend Raum geben zu können.
- Schaffen Sie Angebote für einzelne SchülerInnen. Teilen Sie Hilfsmöglichkeiten an alle SchülerInnen aus oder pinnen Sie diese ans Schwarze Brett.
- Je jünger die SchülerInnen sind, desto mehr brauchen sie klare Strukturen; je älter sie sind, desto eher sollten mit ihnen individuelle Trauerformen entwickelt werden.
- Richten Sie einen Ort der Trauer ein, zu dem alle Schulangehörigen Zugang haben. Stellen Sie dort ein Bild des/der Verstorbenen, eine Kerze und ein Kondolenzbuch auf. Begrenzen Sie diese Möglichkeit auf ca. 2 Wochen.
- Manchmal wollen SchülerInnen ein Bild auf den Platz ihres/r verstorbenen Kollegen/in stellen. Lassen Sie es zu, begrenzen Sie aber diese Möglichkeit zeitlich.
- Gestalten Sie mit SchülerInnen individuelle Abschiedsrituale.
- Bleiben Sie immer ressourcenorientiert und nicht defizitorientiert.
- Organisieren Sie gegebenenfalls einen Elternabend, um die Eltern über Trauerreaktionen und das, was in der Schule passiert, zu informieren.