Trauerprozess
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Traueraufgaben
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Deine Traueraufgaben

Wenn du trauerst, dann ist das ein Prozess. Dieser Prozess kann ein paar Tage, ein paar Wochen, ein paar Monate oder ein paar Jahre dauern. Das hängt von ganz verschiedenen Dingen ab. Nur weil bei dir der Prozess sehr kurz ist oder länger dauert als bei anderen, ist das kein Grund, sich Sorgen zu machen. Das ist bei jeden Menschen anders. Wenn es bei dir länger dauert, braucht es einfach Zeit und Geduld. Nicht mehr traurig zu sein, kannst du nicht einfach herstellen oder beschließen.

Dennoch musst du nicht einfach untätig herumsitzen. Du solltest auch etwas tun, damit deine Trauer einen gute Verlauf nimmt. Wir nennen das so: Du musst ein paar Traueraufgaben erledigen.
Dabei sind diese Aufgaben nicht so wie Hausübungen: Du setzt dich hin und erledigst sie einfach. Für die Traueraufgaben brauchst du Zeit. Manche kannst du schnell erledigen und manche erledigst du nur halb und erst später vollständig. Die Reihenfolge ist dabei egal.

Wenn du merkst, dass du mit einer dieser Aufgaben Schwierigkeiten hast, vertraue dich einem Trauerbegleiter an.


Überleben sichern!

Jugendliche können durch einen Todesfall in existentielle Not geraten. Hier müssen zunächst ihre Grundbedürfnisse beachtet werden: Essen, Trinken, Schlafen, Wärme, Wohnen usw. Bei den meisten Jugendlichen entstehen Ängste und Schuldgefühle.
Viele Jugendliche nehmen sich in der Trauer zurück. Sie wollen keine Belastung für andere sein. Erwachsene glauben dann oft, dass es für den Jugendlichen gar nicht so schlimm ist. Jedoch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Trauer wird sich später ihren Weg bahnen.

"Überleben sichern" bedeutet: Grundbedürfnisse stillen, auch das Grundbedürfnis, Fragen zu stellen und Ängste ausdrücken zu können.


Den Verlust als Realität annehmen!

Im ersten Moment können die meisten Menschen gar nicht glauben, was passiert ist. Sie leugnen den Tod oder glauben, es sei nur ein Alptraum oder einfach nicht wirklich. Das ist völlig normal. Normal ist es auch, dass Trauernde Wochen nach dem Tod noch glauben, dass der Verstorbene gleich zur Tür hereinkommen wird. Vielleicht passiert es dir auch, dass du mit ihm zu sprechen beginnst, als ob er noch da wäre. Alles kein Problem.

"Den Verlust als Realität annehmen" bedeutet: Mit der Zeit verstehst du, dass der Verstorbene tot ist und du verhälst dich auch danach. Das kann schon ein Weilchen dauern. Ich empfehle dir daher, dich bewusst beim Verstorbenen zu verabschieden oder regelmäßig das Grab zu besuchen.


Schmerz erfahren!

Diese Aufgabe gehört wohl zu den schwersten. Wer hat schon gern Schmerzen? Viel lieber wollen wir ihnen aus dem Weg gehen.

"Schmerz erfahren" bedeutet: Du musst mit der Zeit den Schmerz, der in der Trauer liegt, zulassen. So wenig wir das wollen: Der Schmerz muss durchlebt werden. Schiebe ihn nicht einfach weg. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen immer so viel Schmerz zulassen, wie sie es aushalten. Das kann also in kleinen Schritten vorgenommen werden.

Es gibt aber auch viele Menschen, die den Schmerz nicht zulassen wollen: Sie sprechen daher nicht über ihre Trauer, betäuben sich mit Alkohol oder Drogen oder flüchten in den Cyberspace. Das sind kurzfristige Lösungen. In der Zukunft werden dir diese Strategien aber mehr Probleme verursachen, als sie lösen.


Sich an die Welt ohne den Verstorbenen anpassen!

Wenn ein Mensch stirbt, der immer in deiner Nähe war (Elternteil, Freund oder Freundin ...), dann ändert sich auch das weitere Umfeld. In der Familie ändern sich die Aufgaben; im Freundeskreis ändern sich die Beziehungen. Neben dem Verlust eines Menschen muss du dich nun auch in einer veränderten Umgebung zurechtfinden.

"Sich an die Welt ohne den Verstorbenen anpassen" bedeutet: Du kommst mit der neuen Situation, den neuen Aufgaben, den neuen Beziehungen gut zurecht.


Eine neue Beziehung zum Verstorbenen eingehen!

Jetzt kommt es ganz auf deine spirituelle Haltung an: Viele Menschen wollen den Verstorbenen nicht einfach loslassen. Er soll nicht irgendwo verschwinden und vergessen werden. Das ist auch gar nicht notwendig. Manche Menschen glauben, dass der Verstorbene im Himmel weiterlebt. Andere, dass er wiedergeboren wird. Wieder andere finden den Verstorbenen an verschiedenen Orten in der Natur. Und wo der Verstorbene immer zu finden ist, ist in unserer Erinnerung und in unserem Herzen.

"Eine neue Beziehung zum Verstorbenen eingehen" bedeutet: Durch den Tod hat sich zwar die Beziehung zum Verstorbenen verändert, sie ist aber nicht beendet. Arbeite an dieser Veränderung der Beziehung.


Sinnfragen beantworten!

Der Tod eines Menschen löst bei dir sicher auch viele Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem, was wichtig ist, nach dem Leben nach dem Tod aus. Viele spirituelle Fragen sind plötzlich treten in den Vordergrund.

"Sinnfragen beantworten" bedeutet: Mache dich aktiv auf die Suche nach Antworten auf diese Fragen. Lies dazu Bücher, recherchiere im Internet, aber vor allem: Rede mit anderen darüber, was sie glauben und welche Vorstellungen sie haben. Suche nach vielen Antwortmöglichkeiten und entdecke darin deine eigene Antwort.


In ein neues Leben aufbrechen!

Manchmal möchten wir in der Trauer einfach drin bleiben. Hört sich für dich vielleicht komisch an. Aber es kann vorkommen, dass Trauern Vorteile hat: Die Eltern machen dir zum Beispiel weniger Vorschriften und geben dir mehr Geld. Sie machen es dir bequem. Lehrer sind weniger streng zu dir. Sie glauben, dass sie dir damit helfen.
Andere Jugendliche wiederum haben Schuldgefühle. Sie meinen: Wenn ich nicht mehr traurig bin, dann habe ich den Verstorbenen nicht gern gehabt.

"In ein neues Leben aufbrechen" bedeutet: Du lässt die Trauer los. Du gestaltest dir ein neues Leben. Der Verstorbene ist nicht vergessen, sondern begleitet dich in deinem Leben. Und er freut sich darüber, dass du selbstständig bist.

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